Die Gegensätze des Alltags in Einklang bringen

Fabian: Wie verstehst du Yoga für dich? Wie hast du auf gewisse Weise „deine Wahrheit“ im Yoga gefunden?

Claudia: Für mich ist Yoga ein Weg, um das Kopfkarussell mal anzuhalten. Das Loslösen von Spannungen, egal auf welcher Ebene, und auch das Ausbalancieren der Dualitäten, um eine entspannte Bewusstheit zu trainieren und mit sich selbst im Einklang zu kommen. Ich verstehe Yoga als ganzheitliche Philosophie. Ich finde es wichtig, Yoga nicht nur auf Asana (Körperhaltungen) zu begrenzen, sondern alle Aspekte des Yoga wohldosiert in die Praxis einfließen zu lassen. Gefühlt wäre es sonst so, als ob du in einem riesigen Palast wohnen würdest, aber lediglich die Terrasse nutzt.

Yoga Asana, also die Körperhaltungen, vermitteln Kraft und Stärke und machen dich im wahrsten Sinne des Wortes beweglicher, um so auch besser mit den Wechselwirkungen des Lebens umgehen zu können. In den Körperhaltungen erfahren wir auch Anspannung. Wir spüren, was wir festhalten und entdecken gleichermaßen, was wir loslassen können – und wie wir zur Entspannung kommen können.  

Über die Atemtechniken (Pranayama) trainieren wir, unseren Atem wieder bewusst wahrzunehmen und zu steuern, um dadurch unsere Lebensenergie zu aktivieren und zum Fließen zu bringen – den Atem quasi zu verlängern. Der Ausdruck „einen langen Atem haben“ kommt ja auch nicht von ungefähr. Und über die Meditation (Dhyana) trainieren wir uns in darin, die äußere Welt einfach mal hinter sich zu lassen. Ich sage dazu auch gern mal „Dusche im Kopf“.  

Was Yoga nicht ist, ist die Verbindung von Körper und Geist. Verbunden sind wir hier immer, zum Beispiel durch die Wechselwirkungen – geht’s dir vom Körper nicht gut, dann geht’s dir im Geist auch nicht gut. Yoga ist die Harmonisierung der Wechselwirkungen. Freude und Leid, Anspannung und Entspannung, die Geschwindigkeit und die Ruhe. Diese Gegensätze, die uns im Alltag nun mal unausweichlich begegnen, in Einklang zu bringen, das ist für mich Yoga und das lebe ich auch.