Über das Yoga im StrandGut Resort

... und dass man den Dingen manchmal eine „eigene, stille Entwicklung“ lassen muss.


Ein Interview mit unserer Yogalehrerin Claudia


Fabian: Liebe Claudia, du bist jetzt schon seit über 3 Jahren bei uns im StrandGut Resort. Wie kamst du damals zum Yoga? Und was begeistert dich so sehr daran?

Claudia: Den ersten Kontakt zum Yoga hatte ich vor rund 20 Jahren. Zu der Zeit hat sich viel um mich herum und in meinem Leben verändert. Ich hatte mit einigen Konflikten zu kämpfen und ich suchte nach etwas, aus dem ich Kraft schöpfen konnte. So habe ich zum Yoga gefunden und ich merkte schnell, dass mir das gut tat. Ich begann, schrittweise mehr in die Klarheit zu kommen und öfters mit einer gesunden Gelassenheit durch den Alltag zu gehen – was durchaus auch herausfordernd auf allen Ebenen sein kann. Aber das lehrt mich der Yoga jeden Tag.   

Fabian: Wie ging es dann für dich weiter? 

Claudia: Nachdem ich Yoga für mich entdeckte, habe ich erst in meiner Heimat Essen eine klassische Hatha-Yogaausbildung gemacht. Anschließend führte mich mein Weg weiter nach Indien zum Ursprung des Yoga, wo ich zwei Jahre an der Mysore Academy of Yoga verbrachte. Diese Zeit war für mich einfach total inspirierend. Mysore gilt auch als eine der Wiegen des Yoga und das spürte man dort wirklich überall. Ich habe zu einigen Menschen, die ich dort kennengelernt habe, noch einen ganz engen Kontakt. Zum Beispiel zu meinem Yogalehrer Sri Yogacharya Ramesh Kumar, dem ich zutiefst dankbar bin.

Eins meiner Schlüsselerlebnisse war 2008, als ich mit einem Roller auf den Chamundi Hill gefahren bin, einen der acht heiligen Hügeln Südindiens. Damals wusste ich noch gar nicht, wo meine Reise hingeht, ich war ja noch relativ am Anfang meiner Ausbildung in Indien. Ich kannte den Ort aus Erzählungen und von einigen Videos, denn so gut wie alle großen Yogameister haben auf diesem Hügel schon mal Yoga Asana praktiziert. Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis, als ich oben auf dem Berg ankam, das Gefühl werde ich glaube ich nie vergessen. Anfang dieses Jahres, also 13 Jahre später, rief mein mittlerweile erwachsener Patensohn Tharun mich per Videocall an und nahm mich so noch einmal mit auf den Hügel.  Jetzt, wo Yoga so ein fester Bestandteil meines Lebens ist, war es noch beeindruckender und ich erinnerte mich an damals. Es lohnt sich wirklich, das zu tun, was man liebt und wofür man brennt, denn das tut man gut. Auch wenn es mal etwas länger dauert. Da fällt mir ein Gedicht von Rainer Maria Rilke ein: „Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt, und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann.“

Die Gegensätze des Alltags in Einklang bringen

Fabian: Wie verstehst du Yoga für dich? Wie hast du auf gewisse Weise „deine Wahrheit“ im Yoga gefunden?

Claudia: Für mich ist Yoga ein Weg, um das Kopfkarussell mal anzuhalten. Das Loslösen von Spannungen, egal auf welcher Ebene, und auch das Ausbalancieren der Dualitäten, um eine entspannte Bewusstheit zu trainieren und mit sich selbst im Einklang zu kommen. Ich verstehe Yoga als ganzheitliche Philosophie. Ich finde es wichtig, Yoga nicht nur auf Asana (Körperhaltungen) zu begrenzen, sondern alle Aspekte des Yoga wohldosiert in die Praxis einfließen zu lassen. Gefühlt wäre es sonst so, als ob du in einem riesigen Palast wohnen würdest, aber lediglich die Terrasse nutzt.

Yoga Asana, also die Körperhaltungen, vermitteln Kraft und Stärke und machen dich im wahrsten Sinne des Wortes beweglicher, um so auch besser mit den Wechselwirkungen des Lebens umgehen zu können. In den Körperhaltungen erfahren wir auch Anspannung. Wir spüren, was wir festhalten und entdecken gleichermaßen, was wir loslassen können – und wie wir zur Entspannung kommen können.  

Über die Atemtechniken (Pranayama) trainieren wir, unseren Atem wieder bewusst wahrzunehmen und zu steuern, um dadurch unsere Lebensenergie zu aktivieren und zum Fließen zu bringen – den Atem quasi zu verlängern. Der Ausdruck „einen langen Atem haben“ kommt ja auch nicht von ungefähr. Und über die Meditation (Dhyana) trainieren wir uns in darin, die äußere Welt einfach mal hinter sich zu lassen. Ich sage dazu auch gern mal „Dusche im Kopf“.  

Was Yoga nicht ist, ist die Verbindung von Körper und Geist. Verbunden sind wir hier immer, zum Beispiel durch die Wechselwirkungen – geht’s dir vom Körper nicht gut, dann geht’s dir im Geist auch nicht gut. Yoga ist die Harmonisierung der Wechselwirkungen. Freude und Leid, Anspannung und Entspannung, die Geschwindigkeit und die Ruhe. Diese Gegensätze, die uns im Alltag nun mal unausweichlich begegnen, in Einklang zu bringen, das ist für mich Yoga und das lebe ich auch.

Yoga als nachhaltige Erholung

Fabian: Wie sehen deine Kurse hier bei uns im StrandGut Resort aus? Was ist das Besondere an unseren Kursen?

Claudia: Erst einmal haben wir einen ganz tollen Ort, wo wir Yoga praktizieren: unsere schöne Work-Life-Lounge mit Blick auf die Seebrücke und die Pfahlbauten in der Ferne, die Dünen und die Nordsee am Horizont. Wenn unsere Gäste in den Raum kommen und die weite Landschaft sehen, dann sind sie oft richtig baff. Dieses Staunen kommt aus unserem Herzen heraus, weil es uns an unsere eigene innere Weite erinnert, die wir alle in uns haben. Es ist doch oft die Umgebung, die uns einstimmt – so wie wir auch in unserem Schlafzimmer besser schlafen können als neben einer Autobahn. Dieser Ort ist schon eine wunderbare Voraussetzung für unsere Yogastunden.

Auch haben wir eine maximale Teilnehmerzahl. Wir packen unsere Kurse also nicht rappelvoll. So kann ich gut auf unsere Teilnehmer eingehen. Ich biete unser Yoga außerdem sehr vielseitig und breitgefächert an, ich lasse alle Aspekte des Yoga mit in meine Kurse einfließen – also Körperhaltungen, Atemtechniken, Entspannungsübungen. Gerne kommen auch mal ein paar gymnastische Vorübungen oder philosophische Inhalte dazu. Die Kurse finden immer unter einem anderen Motto statt – zum Beispiel „Reinigend und Befreiend“, „Stärke deine Mitte“ oder „Herzöffner“ mit „Metta Meditation“. Bei uns ist es ganz egal ob jung oder alt, Anfänger oder Erfahrener, fit oder nicht ganz so fit. Ich stelle mich darauf gerne ein.

Fabian: Macht das die Sache einfacher oder schwieriger?

Claudia: Ich treffe auf ganz viele unterschiedliche Leute, das macht vor allem schon mal sehr viel Spaß, ist aber auch schon mal herausfordernd. Die meisten verbringen gerade ihren Urlaub bei uns, also die schönste Zeit des Jahres. Im Idealfall sind sie dann sowieso schon entspannter als in ihrem Alltag, was gut ist. Ich versuche aber immer, unseren Gästen etwas nachhaltig mit auf den Weg zu geben, das sie mit nach Hause nehmen und nach ihrem Urlaub im Alltag umsetzen können. Sodass das Yoga nicht nur zur „Unterhaltung“ in ihrem Urlaub diente, sondern auch vielleicht langfristig ihren Alltag positiv verändert.

Fabian: Wir bieten ja auch Yoga-Retreats bei uns an – ist das noch mal eine andere Hausnummer?

Claudia: In den Yoga-Retreats erlebe ich mit den Gästen natürlich eine noch intensivere Zeit. Sie reisen am Freitag an und dann gibt es auch am Abend gleich die erste Yogaeinheit mit einem sanften Einstieg. Samstag folgen dann morgens und abends weitere Einheiten und am Sonntag morgen noch eine. Jede Einheit geht über zwei Stunden. Das Besondere ist vor allem das Zusammensein in einer festen Gruppe, es entsteht eine richtige Verbindung zueinander und der Austausch fördert die Yogapraxis enorm.

Bei gutem Wetter gehen wir auch auf die Terrasse und machen draußen Yoga. Oder wir gehen an den Strand oder machen spontan einen Breathwalk durch die Dünen – frei nach dem Motto „jetzt mal für eine Weile nicht schnattern, sondern einfach nur die Sinne erleben“. Wir laufen dann einen wunderschönen kleinen Weg durch die Dünenlandschaft und aktivieren unsere Sinneswahrnehmung: der Duft von Hagebutten, der Sonnenschein, die Meeresbrise, die salzige Luft. Das ist für alle ein besonderes Erlebnis.  

Fabian: Vielen Dank, Claudia!

Alle Infos und Termine zu den Yogakursen und Retreats haben wir euch unten verlinkt. Claudia freut sich auf euch!